2. Wasser als Lebensraum
Grüne Bänder begleiten
unsere Flüsse und Bäche

Natürliche Flussauen gehören zu den vielfältigsten und artenreichsten
Lebensräumen in Europa. Hier sind Wasser und Land besonders
eng verzahnt, Gewässer und Aue gehen nahtlos ineinander über.
Neben dem Lebensraum "Fluss" gibt es zahlreiche andere Strukturen
wie Altarme, Tümpel, Rinnen und Mulden, die in unterschiedlicher
Weise vom stehenden oder strömenden Wasser geprägt werden.
Regelmäßige Überflutungen und die Dynamik des Wassers, die ja
auch den Flusslauf verändern, führen zu einer stetig sichtbaren
Verwandlung. Dabei ist der Fluss das Herz, das die Aue am Leben
erhält. Jedes Hochwasser schafft Neues: Ufer brechen ab, Sand- und
Kiesbänke entstehen, Bäume stürzen ins Wasser, Auenbereiche werden
überflutet und Senken mit Wasser gefüllt. Was auf den ersten
Blick wie Zerstörung aussieht, bewirkt eine einzigartige Vielfalt und ist
für viele Tiere und Pflanzen lebenswichtig.
In den Uferabbrüchen brütet der blauschillernde Eisvogel und auf den
Kiesbänken der Flussregenpfeifer. In den Auwäldern leben Specht,
Nachtigall und der auffällige Pirol mit seinem gelben Gefieder. Kröten
und Libellen legen in den Auentümpeln ihre Eier ab, und der Biber fällt
Bäume und staut Flüsse auf.
Allen Lebensräumen in der Aue ist gemeinsam, dass sie mehr oder
weniger häufig überschwemmt werden. Daran haben sich nicht nur
die Tiere, sondern auch die Pflanzen angepasst. Unter natürlichen
Bedingungen prägen Wälder den Charakter der Aue. Aber nicht alle
Bäume vertragen regelmäßige Überschwemmungen. Im höher liegenden
Teil der Aue, der nur seltener, bei extremem Hochwasser,
überflutet wird, wachsen vor allem Eichen, Eschen, Ulmen und
Ahorne (Hartholzaue). In Flussnähe mit häufiger und auch längerer
Überflutung sind es Erlen und Weiden (Weichholzaue). Sie können
für eine begrenzte Zeit sogar eine Wasserhöhe von bis zu mehreren
Metern verkraften. Dort, wo die Überschwemmung mehr als die
Hälfte des Jahres andauert, können keine Bäume oder Sträucher
wachsen. Deswegen werden die Uferbereiche von Röhricht aus
überwiegend großwüchsigen, schilfartigen Pflanzen oder Hochstauden
aus üppig wachsenden, hohen Kräutern und Stauden wie
dem Wasserdost oder der Brennnessel eingenommen.
Auen sind nicht nur Lebensraum für eine große Vielzahl von Tier- und
Pflanzenarten, sondern auch für die Menschen von großer Bedeutung.
Sie übernehmen eine wichtige Funktion im Hochwasserschutz
und sorgen für die Grundwasserneubildung und ein ausgeglichenes
Klima.